Effektives Single-Sign-On benötigt neben technischen Voraussetzungen wie z.B. SAML2 auch ein gewisses Maß an Vertrauen zwischen Service Providern (SPs) und Identity Providern (IdPs). Beide sind ihren Nutzern gegenüber verpflichtet, sorgsam mit den ihnen anvertrauten Daten umzugehen. Bei IdPs sind dies vor allem persönliche Daten. SPs müssen den Zugriff auf Inhalte oft aus lizenzrechtlichen Gründen auf bestimmte Nutzergruppen beschränken (Autorisierung), der Schutz personenbezogener Daten der Endanwender spielt allerdings eine eben so wichtige Rolle.
Um im Bereich Web-SSO / AAI eine juristisch abgesicherte Vertrauensbasis zu etablieren, wurde auf europäischer Ebene in Zusammenarbeit mit der Kanzlei DLA Piper auf Basis der europäischen Datenschutzdirektive 95/46/EC der GÉANT Data Protection Code of Conduct for Service Providers in EU/EEA (CoCo) entwickelt. Ausführliche Dokumentation und Hintergrundinformationen:
https://wiki.refeds.org/display/CODE/
Auf juristischer Ebene geht es in erster Linie um eine standardisierte Selbstverpflichtungserklärung des Service Providers, insbesondere die via SAML2 übertragenen personenbezogenen Daten (d.h. Attribute und Attributwerte) von Endnutzern entsprechend den geltenden Datenschutzrichtlinien zu behandeln. Der aktuelle Wortlaut findet sich hier:
http://www.geant.net/uri/dataprotection-code-of-conduct/V1/Documents/GEANT_DP_CoC_ver1.0.pdf
Die Implementierung auf technischer Ebene zielt in erster Linie auf die Einrichtungen und Anbieter, die im Rahmen von Interfederation / eduGAIN in Forschungsprojekten föderationsübergreifend zusammenarbeiten. Hierbei deklarieren die teilnehmenden SPs sowohl die Konformität mit dem CoCo (PrivacyStatementURL) als auch die vom jeweiligen Dienst benötigten Attribute (AttributeConsumingService) in den Metadaten. Eine tagesaktuelle Liste der SPs, die den CoCo bereits implementiert haben, findet sich unter https://monitor.edugain.org/coco/
Um die Attributfreigabe für IdPs zu vereinfachen, wurde im Rahmen von eduGAIN eine Entity Category festgelegt, deren Vergabe von den technisch Verantwortlichen der jeweiligen Föderationen kontrolliert wird, siehe auch unter Entity Attribute.
Anhand dieser Entity Category können IdPs mittels einer einzigen Attribute Filter Policy die Attributfreigabe an alle CoCo-konformen SPs steuern. Ein Beispiel für eine solche Attribute Filter Policy findet sich unter Attribut-Konfiguration für Code of Conduct-SPs.
Eine ausführliche Dokumentation ist im GÉANT Wiki verfügbar, das GÉANT Data Protection Code of Conduct Cookbook.
Der Code of Conduct wird SP-seitig von verschiedenen Forschungsprojekten und -Communities unterstützt, wie ELIXIR (Bioinformatik),, DASISH (Sozialwissenschaften) CLARIN und DARIAH (mit unterschiedlichen Schwerpunkten in den Geistes- und Sprachwissenschaften) und WLCG (Worldwide LHC Computing Grid). Siehe hierzu auch den Endorsement Letter. CLARIN Zentren sind vertraglich verpflichtet, den CoCo zu implementieren.
Die Verwendung des Code of Conduct ist selbstverständlich nicht auf die o.g. Communities/Projekte beschränkt. Jeder SP, der innerhalb des Geltungsbereichs der europäischen Datenschutzdirektive betrieben wird, kann die entsprechende Entity Category erhalten, sofern die formalen Voraussetzungen erfüllt sind. Dies gilt auch für kommerzielle Anbieter!
Weitergehende Fragen richten Sie gerne an hotline@aai.dfn.de.